Masken,
Narren
In Baden-Württemberg
erleben wir Narren mit handgeschnitzten Masken in alter Tradition. So
gibt es fast in jedem Dorf eine Narrenzunft und in Fasnet-Umzügen zeigen
sie Ihre eigenen Masken.
Von meinen Eltern
kenne ich den Spruch: Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Versteckt
hinter einer Maske oder einer Rolle darf etwas gesagt werden, was sonst
nicht möglich wäre. Die Meinungsfreiheit, so wie wir sie heute kennen,
gab es früher ja nicht. Aber an gewissen Tagen durfte dann im
Narrenkostüm etwas zum Ausdruck gebracht werden, was nicht geahndet
werden darf. Auch heute darf nicht alles gesagt werden und so gibt es
bei uns das Kabarett, wo auch hinter einer Maske (Rolle), oft
stellvertretend für den Zuschauer, jemand eine Meinung zum Ausdruck
bringt, die uns aufrütteln und zum Nachdenken bringen soll.
Hinter der Maske
zeigt sich eine andere Wirklichkeit. Wir können uns dahinter verstecken.
In unserer Sprache gibt es etliche Redewendungen dazu: Er lässt seine
Maske fallen, er zeigt sein wahres Gesicht, er demaskiert sich
…
Ist es nicht so,
dass wir überall Masken tragen? Allein schon die Höflichkeit zwingt uns,
verschiedene Masken aufzusetzen. Die Verkäuferin erleben wir freundlich,
obwohl es ihr vielleicht gar nicht gut geht. Im Theater gibt es den
Maskenbildner, der die Darsteller maskiert, damit wir Zuschauer die
Rollen der Schauspieler oft überzogen auch äußerlich wahrnehmen können.
Im Berufsleben müssen wir Erwartungen erfüllen und machen vielleicht
gute Miene zum bösen Spiel.
Unser Leben zwingt
uns in verschiedene Rollen, oder auch Masken. Wir gehen wie
selbstverständlich damit um. Wir wissen immer ganz genau, welche Maske
wir aufzusetzen haben, welche Kleidung jetzt passend ist.
Aber wer sind wir
ohne unsere Maske? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Bereits Kinder setzen schon Masken auf, um die Erwartung der Eltern
zu erfüllen und nicht abgelehnt zu werden. Es zeigt ein hohes Maß an
Vertrauen, wenn Kinder gegenüber den Eltern ihre Masken fallen lassen
können und die Eltern das aushalten.
Aber wo können wir
Erwachsene unsere Masken fallen lassen? Vielleicht sind es die
Augenblicke, wo nichts von uns erwartet wird, wo wir so sein dürfen wie
wir sind, wo wir keine Angst vor Ablehnung haben müssen, wo wir unsere
augenblicklichen Bedürfnisse zum Ausdruck bringen dürfen, wo wir
Zuwendung, Anerkennung und Wertschätzung erfahren dürfen, wo wir uns
sicher fühlen können.
Eine Partnerschaft
oder Freundschaft wäre prädestiniert, um so einen sicheren Raum zu
bieten.
In Therapiesitzungen
erlebe ich manchmal Aussagen wie „wenn mein Partner wüsste wer ich
wirklich bin, würde er mich nicht mehr lieben“. Es ist traurig, dass
sich solche Menschen vermutlich schon als Kind hinter einer Maske
verstecken mussten.
In diesem Leben noch
zu lernen, so sein zu dürfen wie wir wirklich sind, wäre ein großer
Schritt nach Erfüllung im Leben. Es ist doch unser aller Wunsch von
unseren Nächsten geliebt zu werden und sich ohne Angst zeigen zu dürfen
wie wir wirklich denken und fühlen.
Wenn es mir als
Therapeut gelingt, für die Klientin einen sicheren Raum zu schaffen,
dann darf ich mein Gegenüber so erfahren wie es wirklich fühlt, ganz
ohne Maske. Jemanden in seinem tiefsten Inneren kennen zu lernen, ist
eine Erfahrung, die mich mit großer Dankbarkeit erfüllt.